Heute sollte also die hanseatische Herausforderung, der LüHa Fun Run 2008, den Inhalt des Tages darstellen.
Die Schatten des Laufes fielen bereits um 4:30 auf mich, als der Wecker klingelte. Aber eigentlich hatte ich sowieso nicht wirklich geschlafen. Ich war irgendwie unruhig gewesen und so richtig gut ging es mir auch nicht. Na konnte ja noch werden.
Geraffel hatte ich zum Glück schon am Vortag alles zusammengestellt. Also schnell ein wenig getrunken und ab ins Auto.
Geparkt habe direkt am Ziel. War ja nicht klar ob ich von da noch in der Lage wäre weit zu gehen. Jetzt noch schnell zum Hauptbahnhof. Eigentlich wollte ich gehen, aber die Zeit war dann doch knapp. Also Taxi. Ha, wie oben schon gesagt: Es war nicht mein Tag. Die Zentrale meinte 5-10 min. Nach 15min erneuter Anruf. Wir schicken jetzt wirklich eins. Ups. Es war 5:21. Um 5:30 wollte ich am Hauptbahnhof sein. Grummel. Da sah ich ein freies Taxi in einiger Entfernung. Körperbewegungen die sehr nach einem Anfall aussahen haben den Taxi-Fahrer auf mich aufmerksam gemacht und so kam ich dann noch rechtzeitig am Hauptbahnhof an.
Gelb. Alles war Gelb. Hatte ich die Ausschreibung nicht richtig gelesen? Mußte man im 100MC Club sein um hier starten zu dürfen. Aaaahhh. Erleichterung. Ein paar Gestalten konnte ich dann doch ausmachen, die nicht gelb waren. Und es gab auch andere Ersttäter außer Tess und mir. Gegen kurz vor 6:00 ging es dann mit dem Luxusbus Richtung Lübeck. Herausragendes Ereignis der Busfahrt war ein Kerbtier welches an der Frontscheibe zerplatze. Der Busfahrer hat uns daraufhin einen längeren Vortrag darüber gehalten, dass dieses Verhalten der Kerbtiere normal erst viel später im Jahr einsetzt. Eine kurze Abhandlung über die Schwierigkeiten bei der Entfernung derselben von der Frontscheibe rundete die Fahrt dann ab.
In Lübeck angekommen gab es lecker Buffet. Und die Startunterlagen. Diese Zettel auf deren Ankunft ich seit November so sehnlich gewartet hatte. Im November nämlich hatte ich per Post gesagt: Ich bin dabei und per Überweisung meinen Obulus entrichtet. Seit November hatte ich nichts wieder gehört. Eigentlich hatte ich überhaupt nichts offizielles gehört. Noch eigentlicher war ich auf Grund von Hörensagen und dem Glauben an das Gute im Menschen einfach zu nachtschlafender Zeit im Hauptbahnhof aufgelaufen. Mein Vertrauen wurde nicht enttäuscht. Allerdings hätte sich meine Nerven deutlich entspannter durch den Winter gehangelt hätte Sie irgendwann einen Zettel in der Post gefunden, auf dem die magischen Worte „Du bist dabei“ gestanden hätten. Na, man kann nicht alles haben.
OK. Die Startunterlagen. Eine Startnummer war dabei. Grobe Strecke auf der Rückseite. Futterstellen waren eingezeichnet. Ein allgemeiner Zettel. Philosophie des Laufes Verhaltensregeln etc. Kurz aufgesaugt. Zum auswendig lernen fehlte die Zeit und wir würden eh nicht abgefragt werden.
Marker an die Tasche welche beim Marathon auf mich warten sollte. Marathon. Weit weg. Die Tasche würde es auch schneller schaffen als ich.
7:55 wir stehen im freien, Gruppenfoto. Kurze Ansage. Auf Flatterband achten. In der Stadt dann Sägespannpfeile. Gutes gelingen. Count down und ab geht’s.
Irgendwer fragt: Schon mal über die Brücke gelaufen? Nö, wieso. Dann viel Spaß. 100m später erschließt sich diese seltsame Kommunikation am morgen. Die Brücke ist anhänglich oder sensible. Tritt man drauf, tritt sie zurück. Ein merkwürdiges Gefühl. Einige gehen schwer in die Eisen, weil Sie kurz mit Ihren sensorischen Einheiten abklären müssen wer hier gerade Wahnvorstellungen hat. Die Brücke ist nur kurz und so kann danach das feste Kopfsteinpflaster der Lübecker Altstadt genutzt werden um wieder zu normalen Empfindungen zurück zu kehren.
Holstentor
Holstentor. Es ist aus Stein. Die Märr es sei aus Marzipan wurde widerlegt. Banner ausrollen. Gruppenfoto. Nein kein Count down. Nicht noch mal. Es geht so weiter. Im Pulk. Wasser. Das soll unsere Richtschnur sein für einige Km. Der Lübeck Hamburg Kanal oder so.
Schrebergärten und eine Holzbrücke. Ein fröhliches Viel Spaß löst das Gruppen Event auf. Jeder ist seines Tempos Schmied. Tess und ich sind recht weit vorn. Wir laufen 6:30. 7:00 steht auf unsere Anmeldung. Aber gut. 5:05std. Länger ist nicht für den Marathon. Diverse Fotos kosteten Zeit und wir wollen nicht ab Lütjensee im Auto sitzen.
Wir laufen. Es läuft gut. Tess ist beflügelt. Von was konnte ich nicht heraus bekommen. Ich laufe und denke, vielleicht ist mein „ich fühl mich nicht so“ doch nur Einbildung gewesen. Um es vorweg zu nehmen: Man kann sich auch mal täuschen.
Erste Futterstelle. Ach wie toll das hergerichtet ist. Alles ist da, gut Austern fehlten, aber sonst war wirklich alles da. Prima, so kann das weitergehen.
Norddeutschland ist platt. Kann nur einer behaupten der nie den LüHa Fun Run gelaufen ist. Berge will ich es nicht nennen. Aber es geht hoch und runter. Mal mehr mal weniger. Und hier merkte ich dann auch: Ich hatte mich richtig eingeschätzt. Nicht mein Tag heute.
Ich musste kämpfen. Tess war AUSGESPROCHEN Lieb zu mir. Hat mit diversen psychologischen Spielchen versucht mich davon zu überzeugen: Heute ist Dein Tag alter Mann. Sorry Tess. Aber die Grundlage fehlte. Wenn alte Männer nicht Ihren Tag haben, dann haben die den nicht.
Dennoch habe ich auf Ihren Rat hin den Blick auf den Landschaft schweifen lassen. Es war auch toll. Platte Felder links. Etwas plattere Rechts. Nicht ganz so platte vor uns. Umgedreht hab ich mich dann nicht mehr.
Ich fand es sehr lieb, dass Tess sich Sorgen gemacht hat und ich bekam zusehend ein schlechtes Gewissen. Sie zupfte immer wieder am Tempo. Ich konnte nicht. Ich musste gehen. Sie zupfte. Wir sprachen über die Ausschlusszeit in Lütjensee. Ich sagte lauf zu, wegen mir sollst Du nicht scheitern. Tess blieb.
So kamen wir dann noch rechtzeitig in Lütjensee an. Futtern. Trinken und weiter. Der Pfefferberg. Ich wusste: Wenn ich das Ziel sehen will gehe ich hier. Tess wusste: Ich hab die Kraft das Ding zu laufen. Kurze Diskussion: Nein ich bin nicht böse, lauf los. Ich komme hinterher.
Tess in LütjenseeHeiko in Lütjensee
Ich war allein.
Ich ging den Berg und lief auf der anderen Seite runter. Scheek lee ko (wenn der sich man so schreibt) – der Organisator – fuhr an mir vorbei und munterte mich auf. Mein Pech, ich kannte ab hier bis Hamburg die Strecke und wusste es kommen noch viele Wellen.
Gehen und laufen wechselten sich ab. Futterstelle Braak. Ich bin Vorletzter. Ich werfe noch mal reichhaltig Dinge vom Buffet ein und weiter geht’s. Stadtgrenze HH. Ich bin Letzter. Schlußläufer eben. Conrad zog vorbei. Gut, dass ist jetzt übertrieben. Einen Windzug habe ich nicht gespürt. Wind. OK der ist in der bisherigen Erzählung zu kurz gekommen. Er war da. Konstante Größe. Stramm, von vorn. Fast immer. Mehr gibt es nicht zu sagen. Heute wäre der Lauf in andere Richtung ein Selbstgänger gewesen.
Rahlstedt. Noch mal Futter. Dann rein in die grüne Ader an der Wandse. Als Ur-Hamburger eine echte Offenbarung. War ich doch nie dort.
Ich laufe wieder mehr. Aber die Wandse zieht sich. Hin und wieder treffe ich auf Landmarken die ich kenne und bin jedes Mal entsetzt: Wie hier bist Du erst. Murks. Na wird schon.
Und dann Wandsbek. Noch mal Futter. Sowas. Hatte ich gar nicht auf dem Zettel. Nun gut. Nett das man auch mich gewartet hatte. Aber jetzt hatten auch die Futterhäuschen Feierabend.
Uferstraße. Kam jetzt nicht irgendwann die Alster? Ach ne, Lichtenfeld oder so kam noch. Nun aber. Ja ich sehe die Alster. Bis dahin, rechts rum und schon im Ziel. Aber dann ich bin vor der Überquerung der letzten Straße und der Pfeil auf dem Boden zeigt nach Links. Links. Boh, hatte ich die Ausschreibung falsch gelesen? Geht’s noch einmal rum um die Alster. Na togal. Dann eben noch einmal rum. Schnell aber zeigte sich, mal wollte die müden Läufer nur nicht über, sondern unter der Hauptstraße durchführen. Puh, Glück gehabt.
So jetzt aber laufen. Die Touristen und Jogger an der Alster sollen hier keine Schwächephasen mehr erleben. Immerhin bin ich der Held, der als letztes ins Ziel kommt.
Kurz vor dem Ruderclub. Ottererich auf dem Rad. Give me five. Ach wie schön ist das Groupies. Davon habe ich immer geträumt. Im Ziel Tess, Conny. Freude. Eine kleine letzte Runde durch den Park und dann bin auch ich im Ziel.
Tja, jetzt könnte der gemütliche Teil mit Palaver und all dem ach wie toll beginnen. Ich aber muß zusehen nach Hause zu kommen, damit die Mecker nicht noch größer wird.
Vorher noch schnell die im Vorfeld angefertigte Medaille und den kleinen Pokal an Tess übergeben. Immerhin war Sie noch nie zuvor so weit gelaufen.
So und nun ins Auto. Sitzheizung an und ab nach Hause.
Fazit:
Ein schöner Tag. Ein schöner Lauf. Toll organisiert (wenn ich mal die Kommunikation im Vorfeld außer acht lasse). Suchtfaktor:
Durchaus.
Nachklapp:
Ich habe eine sehr nette Läuferin aus Popenbüttel gesprochen. Hübsch und nett. Schade, daß ich nicht zum Palaver bleiben konnte. Das Leben ist grausam.
Noch ein Nachklapp: Den .kml Pfad zu dem Lauf findet ihr hier (rechte Maustaste, save target as) lueha2008.kml