Freudenthalweg 2024
Moin,
Freudenthalweg 2024
Einigen von Euch wird Friedrich Freudenthal noch durch sein Buch „Bi'n Füür“ bekannt sein, immerhin liegt das seit 1879 in den Regalen,
ihr hättet es also finden können.
Diesem Schriftsteller ist der Weg gewidmet.
Tag 1
Am Tag der Einheit früh morgens begann das Abenteuer ÖPNV. Es sollte am Ende der Appenbüttler Weg in Harburg erreicht werden. Der erste
Bus, die erste S-Bahn, die zweite S-Bahn es flutscht. Also musste noch was kommen. Harburg Rathaus. Beschilderung des grauens. Ihre
Busplattform. Ja, schön von A bis F aber die Hinweisschilder hätte man in meinen Augen auch durch „geh doch irgendwohin, kommst dann
auch irgendwo an“. Am Ende war ich oberirdisch und konnte da etwas besser rausfinden wo es losgehen sollte. 340. Was erst in einer
Stunde. Übel. Mal kucken was geht sonst noch. 340 gar nicht mehr? Der kurze Blick auf das Handy hatte den 340er von der Anzeige gelöscht.
Hm hundertsiebzigirgendwas würde auch in die Nähe fahren. Ah ein Busfahrer vor seinem Bus. Gefragt. Irgendwann seine Frage, warum nicht
der 340. Tja, der ist ja nicht auf dem Plan. Doch er sei die 340 und führe in 4min los. Aha. Na dann. In dem Moment als der Kollege den
Bus startet kommt der 340 wieder auf die Anzeige. Ich bekomme Panik. Hat der HVV die elektronischen Anzeigen so gebaut, dass nur Busse
mit laufenden Motoren ihr Signal senden. Der 340 der verschwunden war, war nämlich an der Endhaltestelle auch in die Pause gegangen.
Ja, hieß es vom Fahrer. Na super. IT des Grauens.
Dann war ich am Start. Ich hatte den Pfad auf dem Handy. Ich wusste quasi auch wo es lang gehen muss. Aber entweder waren meine Augen
noch im Schlafmodus, oder da waren auf den ersten Metern keine Markierungen. Egal ich war auf dem Weg. Erstmal Wald. Breite Forstwege.
Aber krumm. Warum das eine Bemerkung wert ist kommt noch. Hi und da wollte Komoot mich in den tiefen Grund der Kot verzierten Reitweg
leiten. Nee, nicht mit mir. Dann doch lieber das Dreieck auslaufen und nicht über die Äpfel abkürzen.
Ich komme gut voran, werde dann aber durch eine schlechte Nachricht per whatsapp etwas aus dem Schritt gebracht. Der Inhalt dieser
Nachricht sollte mich die nächsten Tage nicht aus den Fängen lassen.
Ob es jetzt die Nachricht war oder meine eh immer vorhandene Selbstüberschätzung. Ich ging flott und weit. Ich machte in einem
kleinen Dorf eine Pause und kochte etwas Porridge, ging mittlerweile doch viel auf endlos geraden Wegen durch die Heide bzw. ihre
Ausläufer. Das Wetter war super und ich muss sagen auch die Dichte von „F“ Markierungen war ausreichend. Wobei eine nette Stimme
aus der Hosentasche ja auch immer sagte: Bei nächster Möglichkeit.... Das ist ja doch eine nette Sache so mit der Handy Navigation.
Büsenbachtal. Das brachte zum einen ein Ende der Bahn parallel Latscherei, einen geöffneten Kiosk als auch ein wirklich hübsches
Naturerlebnis. Leider scheint die Schönheit weithin bekannt und so traf ich hier zum ersten mal auf meiner Wanderung auf einen
veritablen Menschenauflauf. Vermutlich auch unterstützt durch großen Parkplatz und eine direkte Bahnanbindung.
Nach dem Tal war das mit den Menschen dann wieder vorbei.
Gegen Einbruch der Dämmerung. Nach ca. 36km Strecke wurde es Zeit ein Gebüsch zu finden. Ich war kurz vor Handeloh, d.h.
Naturschutz und Co hatten eh Pause. Ich zog in einen kleinen Wald am Feldesrand. Blick in den Sonnenuntergang. Noch schnell
ein paar ChinaNudeln erwärmt, einen Teil gegessen, ein anderer hatte ein Stell-dich-ein mit meiner Hose.
Der NL-Biwaksack war wie fast immer mein Zuhause für die Nacht. Nur mit dem Moskitonetz verschlossen konnte ich die Sterne
sehen. Wild romantisch, aber auch in der Nacht war schlechte Nachricht grübeln angesagt.
Tag 2
Ich hatte noch in Erinnerung, das Handeloh einen Edeka hat. Freitag war es nun. Werktag und offen. D.h. Ich machte kein
Frühstück sondern zog los ein Supermarkt Frühstück zu genießen. So kam es auch. Franzbrötchen und Automatenkaffee.
Dann in morgendlicher Nebelstimmung durch Inzmühlen und hinein in die Heide.
Wenn die Hosenstasche sagt: folge dem Weg 2,6km und es klar ist, diese 2,6km sind gerade wie ein Lineal, dann ist ein wenig
Eintönigkeit im Anmarsch. Das muss ich dem Weg lassen, auf dem Teil den ich ging sind lange Geraden ein sehr häufiges Phänomen.
Da war der Heidschnuckenweg schnuckeliger.
Egal, hier war ich, hier ging ich. Schnell merkte ich die 36km von gestern haben Spuren hinterlassen. Sowohl in der Titanhüfte
als auch in der kaputten. Beim Titan hoffentlich nur muskulär, auf der anderen Seite wohl auch Athrosär.
So schritt ich langsamer und bedächtiger. Ich näherte mich dem Wilseder Berg. Ein Ort den ich gut kenne, allerdings war ich
tatsächlich noch nie von dieser Seite dort hinauf. Auch nett. Ich denke ich kenne jetzt alle Routen. Auf der anderen Seite
hinab sagte das F geh hier mal links. Ich geh da sonst geradeaus Richtung Wilsede. Links geht auch da hin, aber länger und
durch den Schlangengrund. Erneut ein, ach da war ich noch nicht. Der Weg ist schöner als der über das offene Feld. Werde
ich in Zukunft also häufiger mal links abbiegen.
Wilsede brachte ein Kaltgetränkt und dann ab zum Totengrund. Bei Sonne eher schön, bei Nebel eher so, dass man das mit dem
Totengrund verstehen könnte. Heute Sonne. Runter und über den Hermanlöns Weg im Kreis wieder fast zurück.
Overhaverbeck. Hier hatte ich die Route vom F etwas verändert. Die wäre nach Niederhaverbeck geganen. Hier aber war ein
Kiosk mir schwebte ein Eis vor. Allerdings kam ich noch am Heidekreisbushaltedings vorbei. Eine sehr hübsche junge Dame
mit Rucksack stand dort und sprach: Der Bus 4 ist gerade weg, aber die 2 kommt gleich. Aha. Wir sprachen. Sie hatte mit
einer Freundin auch outdoor genächtigt und überhaupt. Ich stand da also an der Haltestelle. Ich hätte mit besagter Dame
im Bus fahren können und small talken können. Die Hüfte die jammerte sprach sich für diese Option aus. Ich war kurz mental
in diesem Bus. Dann hörte ich wie aus meinem Mund ein ich seh mal wie weit ich noch Richtung Schneeverdingen komme
herausschallte. Komischer Mund. Nun waren die Schallwellen durch den Hörapparat der jungen Dame hindurch und Sie wünschte
mir viel Spaß. Dann musste ich wohl. Doofer Mund. Wer hatte ihm das bloß erlaubt zu sagen.
Es ging zum Glück nicht geradeaus, sondern schön verschnörkelt weiter. Tolle Ausblicke und so. Aber leicht bergauf. Ich
war so bei 26km. Ich hatte bergauf, also so leichte sanfte Heidesteigung, echt mit den Schmerzen zu tun. Bus wäre toll
gewesen. Dann ging es nochmal platt durch die Heide bevor das F Diktat mich nach dem Suhorn (108m) noch auf den Wümmeberg
(104m) zwang. Die Hüften joddelten.
Erneut ging es ein ganzes Ende gerade aus. Am Ende traffen sich 5 Wege und an der Ecke stand ein Leerer Bienen Stand.
Ein Zeichen. Zeichen für hier wirst Du schlaffen. So geschah es dann auch. Wieder wurden Chinanudeln erhitzt. Diesmal
ging nix auf die Hose, aber einiges in ein kleines Erdloch. Hot war bei dieser Packun so was von korrekt. Ich denke
meine Zunge wird nachwachsen. So was hatte ich noch nie. Mein Atmen hätte Metall (Alu, Eisen wohl nicht) geschmolzen.
Tag 3
Die Nacht war toll und mein Unterstand war nach Osten offen, ich wachte also im Sonnenschein auf.
Porridge und Kaffee. Alles in den Rucksack und weiter. Es war klar Schneeverdingen wäre Schluss. Zwar gingen aufstehen
und anziehen recht rund, aber die ersten Schritte zeigten es deutlich, weit würden diese Hüften nicht gehen wollen.
Es gab erneut eine lange Gerade und dann noch einmal ein romatisches Stück durch die Heide. Mit Teich und so. Als das
F nach links wollte ging ich gerade weiter hinein nach Schneeverdingen. Im nachhinein – ich hatte nicht geschaut wo
der Bahnhof liegt – hätte ich auch den links Schwenk noch machen können und wäre mit wenigen Metern mehr auch am
Bahnhof gelandet, dafür aber mit ganz viel weniger Ort und mehr Heide. Tja, beim nächsten Mal.
Bahn kam nach 25min und am Hamburger Hauptbahnhof hat mich Sproß zwei mit dem Auto abgeholt. Er hielt es für besser
den alten Mann zu fahren. So geschah es dann.
Auch wenn es nicht der ganze Weg war so war es eine nette kurze Auszeit.