Karwendelmarsch 2024

Moin,

Der Karwendelmarsch 2024


Prolog:
Letztes Jahr hatte es nur für die Bambini Edition gereicht. Der Cut Off in der Eng hat mich gnadenlos aussortiert. Das sollte dieses Jahr besser werden.

Ich hatte letztes Jahr am Tag vor dem Marsch noch versucht den Brunnsteinkopf (1924m) zu bezwingen. Scharnitz ist 964hoch. Also ein knapper km Anstieg. Ich ging also 2023 los und platzte nach kurzer Zeit. Nix ging mehr. Ich war nicht sicher wie weit ich gekommen war. Dachte es war ein Stück. Seit diesem Jahr bin ich schlauer. Na, jedenfalls war es 2023 ein sicheres Zeichen, der alte Mann war unfit.

2024 kam ich flotter den Hügel hoch. Kam an der Stelle des letztjährigen Abbruchs vorbei und stieg weiter. Da ich nicht wusste, wie diese Spitze oben aussah nahm ich lange an, der waldige Hügel den ich sehen konnte wäre dann das erstrebte „oben“. Wie so oft in den Bergen ist es das nicht. Hier nochmal rum. Neues oben. Da rum. Neues Oben. Es ist wie verhext. Am Ende mal nicht links um den Hügel, sondern rechts. Ah, das wird spannend. Ich war am „klettern“. Es war für den Flachland Menschen jetzt mal ordentlich steil. Stand ich aufrecht konnte ich mit ausgestreckten Armen den vor mir liegenden Pfad erreichen. Das Ganze mit guter Aussicht nach unten. Hier war als allein Geher Obacht angeraten. Wobei eine Begleitung hätte auch nur feststellen können wo der Tot durch den Fehltritt eintrat. Also vorsichtig weiter. An dieser Stelle allerdings überlegte ich ob ich da wieder runter wollen würde.
Ich hatte von weiter unten einen Grat gesehen und daneben ein Gipfelkreuz. Mir dämmerte ich würde auch noch über diesen Grat gehen müssen. Nun denn. Nach dem klettern kam der Grat. Dieser allerdings war schön breit. Ein Promenadengrad quasi. Das war ok. Oben am Kreuz ein Papa mit zwei Töchtern. Die kamen von der anderen Seite. Ich fragte nach dem Weg dort. Alles fein. Also war klar, der alte Mann würde eine Überschreitung machen und über die Brunnsteinkopf Hütte absteigen. Das bedeutet ein paar km an der Isar zurück nach Scharnitz. Alles besser als ein Freiflug im Abstieg.


Es ging auf einem angenehmen Pfad zu Hütte. Wenn schon Hütte, dann schon Kaiserschmarn. Plus 2 Skiwasser. Die Strecke war ja jetzt länger da durfte noch Blubber in den Verdauungstrackt. Sollte sich noch als schlau erweisen. Der Abstieg brachte die Wärme. Oben noch angenehme Temperatur wurde es immer wärmer. Der Schweiß lief. Keine Ahnung ob es so warm wirklich war, aber zurück in Scharnitz glaubte ich schon an 30Grad. Ach ja, das ganze war jetzt nicht wie 2023 am Vortag des Marsches, sondern zwei Tage davor. 15Km waren es dann. Die Waden merkte ich deutlich.
Freitag dann Bauer Josef in Oberperfuss einen Besuch abgestattet. Dann goldenes Dach. Tourist eben. Und zurück zum Platz chillen, dann Nudelparty und früh ins Bett


. Der Marsch:
5:30 der alte Mann steht bereit. Ansprachen und so. Aber auch conquest of paradise als Musi. Nur kurz. Aber die Erinnerung an den K78 und meinen bisher krassesten Gebirgslauf. 78Km, 2600Hm und das ganze in 11:20. Das hier heute würde deutlich langsamer. So viel steht fest. Ankommen war das Ziel. Count Down und ab damit. Ich wollte bis zum Karwendlhaus ein 5km/h Tempo schaffen. Ich blieb also konsequent am Gas. Die Waden zickten wegen der Brunnensteinspitze auf den ersten km etwas. Aber das war OK. Schafstallboden. Wow ich war wohl eher bei 6km/h. Na der Anstieg käme ja noch.
Aber es lief. Im Kopf machte es Laune. Das war toll. Die Sonne war da, aber ich war noch im Schatten so war es schön kühl. Das konnte gern so bleiben. Dann der Schlenker über die Alm und der Blick auf das Karwendelhaus. Ha, ich wußte ja von meinen zwei Karwendelquerungen als Hüttentour und den beiden Karwendelmärschen nur zu gut, da kommen jetzt einige Serpentinen bis man oben ist. Aber die Steigung insgesamt ist moderat, immerhin schaffen auch PKW die Strecke. Also hoch dann. Ziel am Tempo bleiben, keine Pausen und oben ordentlich Flüssigkeit einfüllen.



So machte ich es auch. Oben war ich nach 3:15 das war fix für den Nordeutschen. Gut so. Aber jetzt mal nicht nachlassen. Auf breiten Wegen runter zum kleinen Ahornboden. Ich sprach kurz mit einem Stuttgarter der mich auf meinen 4Daagse Patch angesprochen hatte. Er war schneller als ich aber scheint überall und nirgends zu starten. Dann darf man auch schneller sein. Ich greife hier mal kurz vor. Nach der Geröllquerung hinter der Falkenhütte und dem kurzen Anstieg bevor es runter geht in die Eng stand er dann an der Strecke und verschnaufte. Ich habe oben Fotos gemacht, als ich dann hörte, das jemand der nach mir kam meinte da unten stände jemand der wohl Hilfe braucht. Beschreibung passte auf meinen Stuttgarter. Ich hoffe er hat es dann noch geschafft.


Aber zurück zum Abstieg kleinen Ahornboden. Auch das lief gut. Ich lief sogar hier und da ein bisschen. Schon ein Risiko für meine Blechhüfte und die andere Athroseseite. Aber gut, wer wird schon immer auf seinen Körper acht geben? Am Posten unten dann wieder ordentlich gesoffen. Es war wirklich richtig war. Richtig warm.
Wie gut das der nun folgende lange Bogen um den Berg im Schatten lag. Zumindest meist. Nach dem Wechsel auf die Fahrstraße zur Alm würde das anders sein. Also hier noch mal den Schatten genießen. Mein Plan war am Wechsel auf die Straße ein Gel einzupfeifen. Zucker. Ich merkte doch meine Kräfte schwinden. So tat ich dann auch. Aber die steile Straße hoch war ich dennoch alles andere als flott. Bis zum Abzweig über die Almwiese lief es aber gut. Dort setzte ich mich aber einmal hin und füllte noch einen halben Liter Wasser in den Körper.

Püh der Anstieg war nicht ohne. Aber ich machte deutlich weniger Verschnaufpausen als 2023. Dann Falkenhütte. Der Drops war also auch gelutscht. Wieder richtig viel Flüssigkeit aufgenommen. Das Merino Shirt hatte mittlerweile Abbauwürdige Mengen an Salz aufgenommen. Ich schwitze doch recht ordentlich.
So jetzt mal fix die Höhenmeter runter bis die lange Querung kam. Ich war in einer Gruppe die gut am Gas hing und lies mich ziehen. Ich wusste nach der Querung im kurzen Anstieg würde ich die Gruppe verlieren. So kam es dann auch. Dort war dann auch die Stuttgarter Episode.
Ich lies es bergab ordentlich rollen. Immerhin war klar im lange Abstiegspfad der dann zur Eng runter ging wäre Überholen nicht mehr so gut möglich. Also jetzt noch mal der Schwerkraft freien Lauf lassen. Hüften ignorieren und runter. Der Plan ging auf. Ich war einer Gruppe gefangen die gutes Tempo ging als es eng wurde. Perfekt.

Ein zwei mal machte ich lustige Stolpereinlagen. Aber alles ohne Sturz. Der Körper schien man dann doch sagen zu wollen: Deine Kräfte neigen sich. Neigen ist gut. Zu Ende waren sie noch nicht.
Raus aus dem Wald. Die Eng in Sicht. Wann würde ich da sein. 13:00 nicht. Aber 13:15. 45Minuten Polster. Nicht viel, aber genug. Blaubeersuppe. Drei Becher. Ah lecker. Holdunder Wasser. Zwei Becher. Kräuter Tee. Zwei Becher. Und noch zwei Becher Blaubeersuppe in meine Flasche. So gerüstet ab in den Anstieg zur Binsalm. Das lief dann sehr gut. Ich war nicht schnell aber stetig. An der Binsalm gab es Joghurt. Auch fein. Noch ein Gel oben drauf den jetzt kommt der blöde anstieg zum Binssattel (im Bild hab ich den als Gramaisattel bezeichnet, na ich bin auch kein Lokal). Erst geht es ja noch auf Fahrweg weiter bis es dann auf den Bergpfad geht. Dieser lag fein in der Sonne. Der Schweiß lief. Aber abrutschen war dieses Jahr nicht so leicht. 2023 war hier alles feucht. Das war heute nicht zu befürchten.


Ich musste – wie viele andere auch – immer mal Pause machen. Die Steigung und Ihr Kumpel die Sonne machten es uns nicht leicht. Kurz vor dem Sattel dann längere Zwangspause. Aber mit einem fliegenden Ventilator. Der Heli der Bergrettung schwebte über uns, brachte frischen Wind und dem Wanderer mit den Kreislaufproblemen die notwendige Hilfe. Nachdem die Retter mit dem Patienten am Heli baumelnd entschwebt waren setzte sich der Staulindwurm langsam wieder in Bewegung. Langsam war gut, weil es so keine weiteren Pausen brauchte. Niemand war mehr schnell in dieser Phase. Oben am Stattel dann der Blick auf den Gramai Hochleger. Buttermilch ich komme. Runter ging es super. Ich war fix und ohne Stolpern über die Wiese. Rein in die Alm. Ob ich wohl zwei flotte Buttermilch bekommen könnte. Ich konnte. Der Wirt meinte noch ob das schlau sei, mir würde bestimmt schlecht. Ne, mein guter, das geht. Dann hat die Wirtin (sie hat damals als ich mit meiner Süssen die Hüttentour gemacht habe, dieselbe mitteles eines alkfreien Bier gerettet, obwohl die Hütte offiziell noch nicht offen war. Und der Rucksack durfte mit dem Lift ins Tal.. ach damals.) mir die zwei Buttermilch hingestellt. Die lebten nicht mehr lange. Kurzer Hirnfrost und weg waren die. Ich sagte tschüss bis zum nächsten mal und die Wirtin kuckte sehr verduzt fragte ob ich die schon getrunken hätte. Ich hatte. Sie schaute noch prüfend in Gläser und schüttelte den Kopf. Jetzt ging es bergab. So richtig bergab. Knie und Hüfte würde noch mal leiden. Es rutschte in einer Tour. Aber es ging. Als ich endlich unten war dachte ich aber auch, länger hätt es jetzt nicht sein sollen. Kurz vor der Gramai Alm traff ich Nortje und eine Begleitung. Wir schnattern ein wenig. Die Begleitung geht auf der Alm die Sanitären Einrichtungen prüfen. Nortje und ich latschen weiter.

Ein Traum Nortje dort getroffen zu haben, denn im Team und mit Schnattern ist diese letzte Teil der nur geradeaus geht und am Ende auf fiesem Asphalt läuft echt besser zu ertragen. Vor zwei Jahren im strömdenen Regen hab ich hier echt gelitten. Jetzt mit netter Begleitung läuft es richtig gut.
Dann noch die zähen Windungen in Pertisau und ein paar die uns auf den letzten Metern laufen überholen. Ja die 12 Stunden. Besagte Läufer wollten noch ein 11:xx Zeit haben. Nortje und ich sagen: Nee. Und so sind wir mit einer 12:01 im Ziel. Feine Sache. Schnell den Zielbeutel einkassieren. Aber für den 18:00 Bus reicht es nicht mehr. So haben wir fast eine Stunde. Ich tu mir noch ein Stück Kuchen rein. Dann steigen wir in den Bus und warten auf die Abfahrt. 2 Stunden bis Scharnitz sind es dann noch. Wir schnattern weiter. Das ist auch schön, noch ein wenig den Lauf revue passieren zu lassen. Ich steige an der Tanke aus. Noch ca. 500m bis zum Zelt. Neue Sachen zur Dusche, duschen, zurück zum Zelt pennen.Herrlich



Epilog:

Am Sonntag dann über 11 Stunden Rückfahrt. Stau sei Dank. Knie und Hüfte finden den Wechsel von arbeiten zu halt still und das Gaspedal ruhig nicht gut. Aber es nützt nix. Einmal Pause und dann endlich zu Hause. Katzen versorgt. In die Wanne Muskeln lockern und dann pennen im Bett. Ach kann das Leben schön sein. Ich bin happy es nochmal geschafft zu haben
Insgesamt war ich jetzt 5 mal in den Karwendel Tälern. Das erstemal mit Sohnemann als Hüttentour und Birkaspitzenbesuch. Letzte Nacht Lamsenjochhütte und Abstieg nicht über Pertisau. Dann mit der Süssen und Abstieg über die Gramaialm mit zwei Tagen Wellness dort. Dann der Erste Karwendelmarsch mit Regen und Bergbach Waat Einlagen. Letztes Jahr dann das scheitern in der Eng und heuer mal wieder das Ziel in Pertisau erreicht.
Ich glaub ich mach dann nächste Jahr mal den Einhornmarsch. Ähnliche Ecke, drei Tage und weniger Hm. Ja ich glaub das mach ich.